Krimi im Spitzenspiel Hessenliga
1. Mannschaft überrascht Favoriten
(ow) „Das Ergebnis hätten wir vorher sofort unterschrieben“, erklärt Marco Grohmann, Allendorfs Spitzenspieler, am Ende eines Nervenkrieges. Ein erkämpftes, aber für beide Seiten wohlverdientes Unentschieden stand nach über vier Stunden Spielzeit auf der Anzeigetafel.
Der Tabellenführer aus dem Gießener Stadtteil wartete in kompletter Aufstellung inklusive seines Prunkstücks, des bis dato ungeschlagenen vorderen Paarkreuzes, auf. In den Eingangsdoppeln wurden hier die beiden Einserdoppel Preidzius/Vilkas und Grohmann/Welt ihrer Pflicht gerecht und zeigten ihre Stärke im Aufschlag-Rückschlagspiel. Anders hier das Duell der Dreierdoppel. Krupenkow/Preis gaben sich kämpferisch, konnten aber im entscheidenden fünften Satz ihre Gegenüber nicht mehr aus deren Topspinspiel raushalten und mussten sich mit 9:11 geschlagen geben.
Über den Ausgang des vorderen Paarkreuzes konnte im Vorfeld nur spekuliert werden, hatte doch bisher keiner der vier Spieler ein Saisonspiel verloren. Zu Beginn stellte der ehemalige Bundesranglistensieger der Schüler Grohmann seine Klasse unter Beweis. Nach kleinen Schwierigkeiten stellte er die Platzierung in seinem effetreichen Angriffsspiel um und konnte so Vilkas’ Grenzen aufzeigen. Welt hatte dagegen mehr Schwierigkeiten. Nach einem fulminanten ersten Satz führte er im zweiten Satz mit 10:6, vergab 4 Satzbälle und den ganzen Satz. Nachdem er einen Satz benötigte, um dies zu verkraften, fand Welt wieder zu sich. Es entwickelte sich ein hochklassiges Spiel, das Welt mit 11:9 im Entscheidungssatz für sich entscheiden konnte und so für Preidzius‘ erste Niederlage verantwortlich war.
Im mittleren Paarkreuz stellten Jung und Fritsch unangenehme, erfahrene Spieler dar. Während Karwatka mit Jungs Noppenbelag und dessen extrovertierter Art nicht zurechtkam, ließ das Allendorfer Eigengewächs Krupenkow seinem Gegner Fritsch mit schnellen Gegentopspins keine Chance.
„Das werden wir hinten schon schaukeln!“ So kämpferisch gab sich Neuzugang Maximilian Preis vor dem Spiel und zeigte die Richtung an. Er spielte angriffslustig auf und ärgerte den Topspieler des hinteren Paarkreuzes Horvath mit einer engagierten Leistung. „Noch ein paar Spiele, dann komme ich mit diesem Tempo hoffentlich klar!“, analysierte Preis seine Leistung. Ulrich Bandt, mit ausreichend Erfahrung und Ballgefühl ausgestattet, zeigte sich ebenso kämpferisch, wurde aber an diesem Tag leider nicht belohnt. Der passiv agierende Frodl hatte in den entscheidenden Phasen immer eine bessere Antwort, holte im fünften Satz sogar einen 7:9 Rückstand auf und drehte das Spiel zu seinen Gunsten.
Nach diesem „Break“ und dem Zwischenstand von 4:5 wurden die Partien hitziger. Während Grohmann im Spitzeneinzel seinen Gegner von Anfang an mit seiner druckvollen Vorhand dominierte und somit weiterhin zurecht ungeschlagen bleibt, hatte Welt mehr Probleme und fand durch zu passives Rückschlagverhalten kein Mittel gegen Vilkas.
Nachdem Slawomir Karwatka, der den Corona-Trainingsrückstand noch nicht aufgeholt hat und gesundheitlich angeschlagen ist, zu wenig Akzente setzen konnte, begann eines der beiden Schlüsselspiele am Nebentisch. Die gut gefüllte Halle brodelte und spürte Krupenkows Siegeswillen. Nach einem unglücklichen 1:2 Rückstand kämpfte sich Krupenkow in die Partie und entschied mit Hilfe der tobenden Zuschauer den fünften Satz mit 11:9 für sich.
Bandt blieb weiterhin unglücklich (5 von 6 verlorenen Sätzen mit zwei Punkten Unterschied) und konnte den knallenden Vorhandschüssen seines Gegners zu wenig entgegensetzen. Der trainingseifrige Preis sah sich nun vor der Entscheidungspartie, denn Grohmann/Welt gewannen am Nebentisch das Duell der Einserdoppel klar und ebneten so den Weg zum Unentschieden. „Mit so einem Druck in der ersten Hessenligasaison in einem neuen Verein – damit muss man erstmal umgehen können.“ Welt zeigte sich nach der Leistung seines Mannschaftskameraden beeindruckt und glücklich zugleich. Preis wurde zurecht zum Matchwinner gekürt, als er nach einer 2:0 Satzführung noch den Ausgleich kassierte, aber im Entscheidungssatz dann die flachen, gefährlichen Schnittbälle seines Gegners in krachende Vorhandtopspins umwandelte und nervenstark mit 11:9 gewann.
Allendorf ist nun im oberen Bereich der Tabelle angekommen und steht mit 6:2 Zählern gut da. „Die Jungs werden weiterhin hart arbeiten und versuchen, an der Leistung dieser Woche anzuknüpfen“, ist sich Abteilungsleiter Robin Schwarz sicher.
gez. Oliver Welt